Der (Neu-)Erwerb einer komplexeren Bewegung stellt jeden vor einen Entwicklungsprozess. Wie lange dieser dauert ist sehr unterschiedlich und hängt sehr von unseren Fähigkeiten der Reizaufnahme, Reizverarbeitung und der Programmspeicherung ab.
In der Praxis ist das Erlernen einer Zieltechnik meist gekennzeichnet von zahlreichen Versuchen, welche dann Schritt für Schritt immer mehr eine Fertigkeit ausbilden. Dies bedeutet zugleich ein immer konkreter werdendes motorisches Programm, welches in den Assoziationszentren unseres Gehirns abgespeichert wird. Über ständige Ist-Soll-Vergleiche wird diese Programm immer weiter verfeinert bis eine Automation eintritt und das Programm schließlich ständig verfügbar ist. Bei vollständiger Automatisierung ist dieser Abruf auch unter wechselnden Bedingungen möglich – eine Grundlage für nahezu alle Sportarten.
In der ersten Phase erfolgt eine Reizaufnahme mittels unserer körpereigener Sensoren (visuell, akustisch, taktil, vestibulär, kinästetisch über die Muskel- und Sehnenspindeln, etc). Die Antwort auf diese Informationsaufnahmen erfolgt dabei mit vielen unnötigen Begleitbewegungen und Muskelaktivierungen. Bereits vorhandene (Teil-) Muster werden eher holprig aneinander gereiht – die Zieltechnik ist noch unvollständig.
Beim Verfeinern werden die Kopplungen flüssiger, es entstehen Teilprogramme. ebenso wird das Zusammenspiel zwischen Informationsaufnahme (Afferenz) und Bewegungsantwort (Efferenz) immer weiter optimiert. Es kommt zu Teilspeicherungen und Teilautomatisierungen der Bewegung – die Konzentration kann etwas in den Hintergrund treten.
Der Automatisierungsprozess speichert stabile und anpassungsfähige Programme. Je nach Situation erfolgen Anpassungen, die Abstimmung der Informationsaufnahme und der resultierenden Antwort sind flüssig. Der gesamte Bewegungsablauf verläuft ökonomischer in Punkto Muskelaktivierung (Energieaufwand) und Konzentration.
Je mehr Vorkenntnisse in Form von verwandten Bewegungen bereits als motorische Programm gespeichert sind, desto einfacher fällt der Lernprozess. Fehler in frühen Lernphase werden automatisiert – sie müssen daher gleich zu Beginn identifiziert und korrigiert werden.
Vergleichsstudien zeigen bei Anfängern im Vergleich zu Geübten deutlich mehr Gehirnaktivität im frontalen Kortex während der Bewegungsvorbereitung und weniger Aktivität bei den motorisch relevanten Gehirnregionen.
Die benutzten Gehirnareale unterscheiden bei der Speicherung von Bewegungsmustern:
Im sensorischen Gedächtnis werden visuelle Vorgänge sehr schnell aufgenommen und können auch wieder abgerufen werden. Hierbei gilt die gesamte Physikalische Reizaufnahme als grundlegend. Das Primäre Gedächtnis ist in den Projektionszentren des Kortex und des Limbischen Systems lokalisiert und bedient sich der Verbalisierung zur Reizaufnahme. Der Speicherungsvorgang dauert Sekunden bis Minuten, ist aber dann sehr schnell abrufbar. Die Organisation der Bewegung erfolgt zeitlich geordnet. Das Sekundäre Gedächtnis befindet sich in den Speicherarealen des Gehirns wie Assoziationskortex, Basalganglien oder Kleinhirn. Ein stetiges Üben verfeinert die Speicherung. Die Zeitdauer dafür beträgt Minuten-Jahre. Die Organisation besteht aus zeitlich-räumlichen Zusammenhängen. Der Übergang zum Tertiären Gedächtnis ist fließend und von dauerhaftem Üben geprägt. Der Speicherungs- und Verfeinerungsvorgang besteht permanent für immer. Der Zugriff wird mit zunehmender Automatisierung immer schneller.
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