Beckenbodentraining und Rückbildungsgymnastik

Während der Schwangerschaft und insbesondere während der Geburt wird die Beckenbodenmuskulatur stark gedehnt. Zudem ist die Gebärmutter enorm vergrößert. Es empfehlen sich gezielte Maßnahmen bezüglich dieser Begleiterscheinungen einer Schwangerschaft. Durch eine Rückbildungsgymnastik sollen Beckenboden, Gebärmutter, Bauchdecke und Hormonhaushalt systematisch regeneriert werden, um Folgeerscheinungen wie der häufig auftretenden Harninkontinenz entgegenzuwirken.

Die Stärkung der gedehnten und abgeschwächten  Beckenbodenmuskulatur ist ein wesentlicher Bestandteil der Rückbildung. Die Dauer der Rückbildung variiert recht stark und ist abhängig vom Alter, der Anzahl der Schwangerschaften, sowie der individuellen Veranlagung hinsichtlich Bindegewebe, Muskulatur, etc. Als grobe Richtlinie ist die persönliche Schwangerschaftsdauer (also zwischen 8 und 10 Monaten) anzunehmen.

Anatomisch bildet der Beckenboden den unteren muskulären Abschluss des Bauchraumes. Er hat dabei die Funktion einer Schließmuskulatur für Harnröhre, Scheide und After und ist so angeordnet, dass er wie eine Acht um diese drei Öffnungen liegt. Als weitere Funktion ist er ein wichtiges Stützorgan des Menschen.

Die Schwangerschaft mit anschließender vaginaler Geburt belastet durch Druck und Dehnung das Bindegewebe und die Muskulatur des Beckenbodens mit ihren Verschlussstrukturen. Ein zu schwacher bzw. ein gedehnter Beckenboden kann seine bisherige Funktion nicht mehr adäquat erfüllen und es besteht die Gefahr von Inkontinenzbeschwerden oder gar einer Gebärmuttersenkung durch strukturelle Verletzungen.

Sehr rasch nach der Entbindung beginnt die Rückbildung der bis zu 20-fach vergrößerten Gebärmutter. Von Nutzen dafür sind die verringerte Östrogenausschüttung nach der Entbindung, sowie ein beim Stillen freigesetztes Hormon, das Oxytocin. Kurz nach der Entbindung ist sie schon deutlich verkleinert, nach 6-8 Wochen ist sie in der Regel komplett rückgebildet, wobei dies individuellen Schwankungen unterliegt.

Rückbildungsgymnastik
Um jedoch alle während der Schwangerschaft beanspruchten Strukturen (Beckenboden, aber auch Bauch, Beckenmuskeln, u.a.) in ihrer Funktion wiederherzustellen bedarf es spezifischer Übungen. An diesem Punkt setzt die Rückbildungsgymnastik an. Das gezielte Training der Beckenbodenmuskulatur zur Wiederherstellung ihrer Stütz- und Schließfunktion hat oberste Priorität. Denn ein kräftiger und beweglicher Beckenboden ist die Basis für alle weiteren kräftigenden Übungen des Rumpfes und der Extremitäten.

Bauchmuskeltraining
So ist es häufig ein Anliegen, den Bauch bzw. die ebenfalls stark gedehnte Bauchmuskulatur wieder in Form zu bringen. Allerdings ist beim Bauchmuskeltraining Vorsicht geboten. Der Beckenboden ist zu Beginn besonders schwach und muss behutsam aufgebaut werden. Beim Bauchmuskeltraining vor allem beim klassischen Crunch erhöht sich der Druck im Bauchraum, sowie die Spannung auf den Beckenboden recht stark. Eine Überbelastung des Beckenbodens kann dabei negative Auswirkungen in Form von erneuten Funktionseinbußen haben.

Ebenso wird während der Schwangerschaft die Rektusdiastase, der mittlere Abstand zwischen den geraden Bauchmuskeln vergrößert. Ein zu frühes Training der geraden Bauchmuskeln, sowie Pressatmung verhindert die Verringerung dieses Abstandes. Eine Kräftigung der schrägen Bauchmuskeln ist also der der geraden vorzuziehen.

Daher soll über ein kontrolliertes Training des Beckenbodens auf das Bauchtraining vorbereitet werden. Ein qualitativ gutes Beckenbodentraining aktiviert immer auch Strukturen von Bauch- und Rückenmuskulatur. Dieser Verbund gibt dann später die nötige Stabilität und stellt die Funktion wieder vollständig her.

Beckenbodenübungen können bereits im Frühwochenbett durchgeführt werden. Krankenkassen empfehlen die Durchführung der Rückbildungskurse meist im Krankenhaus und übernehmen meistens auch die Kosten dafür. Dabei wird geraten mit der Rückbildungsgymnastik ca. 6-8 Wochen nach der Entbindung zu beginnen und den Kurs (meist 10 Termine) bis 9 Monate nach Geburt abgeschlossen zu haben.

Tipp:
Es ist darauf zu achten die Übungen regelmäßig durchzuführen. Besser täglich 5 Minuten, als 1x wöchentlich 30 Minuten. Hilfreich ist, dass die meisten Übungen ortsunabhängig und im Alltag gut integrierbar sind (z.B. beim alltäglichen Gehen).

 

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