Was treibt uns eigentlich täglich an, morgens aufzustehen und zur Arbeit zu gehen? Und was spielt eine Rolle bei der Entscheidung, ob wir abends auf der Couch sitzen, mit Freunden ins Kino gehen oder Sport machen?
Dazu hat sich auch der Neuropsychologe John Salomone der Universität Connecticut Gedanken gemacht und sein Experiment mit Ratten war dabei ziemlich aufschlussreich:
Unser Gehirn reagiert auf attraktive Anreize (Motive) mit der Ausschüttung von Dopamin. Dopamin dient im Gehirn als Signalstoff, der für Aufmerksamkeit sorgt, für eine positive Erwartung und ein gutes Gefühl. Dopamin signalisiert uns also, dass eine Anstrengung erfolgsversprechend ist. Solche Anreize motivieren uns, weiterzumachen.
Das heißt: Ohne Dopamin ist motiviertes Verhalten kaum zu erwarten! „Movere“ ist ein lateinisches Verb und heißt „bewegen“. Motive sind also unser Motor zum Handeln. Manche Motive sind angeboren (z.B. Essen, Fortpflanzung), andere sind erlernt (z.B. Drang nach Geld, Besitz). Manche Motive konkurrieren auch miteinander.
Wenn wir also morgens zur Arbeit gehen, haben wir ein Motiv (z.B.: Geld oder Erfolg). Wenn wir abends mit Freunden ausgehen ebenfalls (z.B. Anschluss, Bindung) und wer gerne zum Sport geht, hat ebenfalls gute Beweggründe (z.B. Leistung, Gesundheit, Figur). Manchmal ist unsere Triebfeder auch das Vermeiden von unerwünschten Zuständen (z.B. Arbeitslosigkeit, Trennung vom Partner; Gefährdung unserer Sicherheit).
Ein Beispiel: Eine Frau nimmt sich vor, abnehmen zu wollen. Ihre Ziele: gesünder essen und mehr Sport treiben. Dazu will sie als Unterziele für einige Wochen auf die Kantine verzichten und Mitgebrachtes am Schreibtisch essen. Außerdem will sie regelmäßig zusammen mit ihrem Freund Mountainbike (MTB) fahren. Nachdem sie ein paar Mal nicht mit in die Kantine gegangen ist, merkt sie, dass sie nun bei den Kollegen außen vor ist. Für sie ist sozialer Anschluss ein sehr wichtiges Motiv, dass sie bei der Zielsetzung nicht berücksichtig hatte. Ein Lösungsansatz könnte sein, dass sie ihr mitgebrachtes Essen in die Kantine mitnimmt oder sich im Voraus überlegt, was sie als gesunde Alternative in der Kantine bestellen wird, um dann mit den Kollegen gemeinsam zu essen. Wenn das immer noch nicht klappt, sind weitere konkurrierende Motive im Spiel. Beim sportlichen Vorsatz erlebt sie ebenfalls Frustration. Nachdem sie ein paar Mal mit ihrem Freund MTB gefahren ist, hat sie jedes Mal Ausreden. Das ärgert sie, aber sie kann sich irgendwie nicht motivieren. Vielleicht hat die Dame ein sehr hohes Sicherheitsbedürfnis. Wenn der Freund schon länger Mountainbike fährt, könnte es hier zu (verdeckten) Konflikten kommen. Die Strecken, die er auswählt, machen ihr Angst statt Spaß. Oder ihr Bedürfnis nach Erholung, Rücksichtnahme oder Geselligkeit ist nicht ausreichend berücksichtigt. Zu einer Dopamin-Ausschüttung wird es dann nicht kommen.
Fazit: Das gesetzte Ziel und seine Unterziele müssen mit den Motiven zusammenpassen, die uns besonders antreiben.
Im Umgang mit dem Schweinehund ist also Diplomatie gefragt, das gilt für den Sport genauso wie für den Arbeitsalltag. Dabei helfen die folgenden Fragen: Was mache ich wirklich gerne? Wie wichtig ist es mir? Und habe ich auch das nötige Können dafür?
Wenn der Schweinehund weiterhin nervt, dann holen Sie sich Unterstützung. Ein (Mental) Coach kann dann nochmal gezielter Fragen stellen und hat Methoden zur Hand, die helfen können auch verdeckte Motive zu finden.
Nur wenn wir es schaffen, Ziele so zu setzen, dass sie mit unseren wesentlichen Motiven übereinstimmen, werden wir Spaß bei der Sache haben. Das gilt auch im Job: Chefs, denen es gelingt, Ziele für Ihre Mitarbeiter so zu setzen, dass es die Mitarbeitermotive anspricht, haben ein engagierteres Team. Dann springt nämlich unser Belohnungssystem schon bei der Erwartung auf Erfüllung des Motivs an! So können wir langfristig durchhalten – auch wenn es an manchen Tagen schwerer fällt.
Literatur:
Brandstätter, V. & Otto, J. H. (Hrsg.) (2009), Handbuch der Allgemeinen Psychologie – Motivation und Emotion, Hogrefe Verlag
Müssig, P. (2010), Erfolg ist Kopfsache, 2010, Verlag: pietsch
Salamone, J. D. (1994). The involvement of nucleus accumbens dopamine in appetitive and aversive motivation. Behavioural Brain Research, 61(2), 117- 133.
Salamone, J. D. & Correa, M. (2002). Motivational views of reinforcement: Implications for understanding the behavioral functions of nucleus accumbens dopamine. Behavioural Brain Research, 137(1-2), 3-25.
https://www.dasgehirn.info/denken/motivation
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