Fehlbelastungen und Überbelastungen der Muskulatur kommen im Alltag aber auch im Sport immer wieder vor und bereiten Probleme in Form von Verhärtungen oder Verspannungen.
Für die Ursache dieser Probleme muss man die Funktionsweise des Körpers kennen. Nur dann sind wir in der Lage Beschwerden vorzubeugen bzw. nach bestimmten Belastungen gezielt Einfluss auf die Regeneration zu nehmen.
Die Gelenkfunktion ist vom Zusammenspiel des Zentralen Nervensystems mit verschiedenen Gewebsarten wie Muskeln, Sehnen, Bänder und der Faszien abhängig. Diese existieren unabhängig voneinander, erfüllt jedoch ein Organ seine Aufgabe nicht, muss dies von anderen Strukturen kompensiert werden. Diese Kompensation ist häufig Ursache einer Überbelastung bestimmter Strukturen. Im Sport äußert sich dies etwa in Ausweichbewegungen und/oder Gelenkschmerzen als Konsequenz. Als Beispiel der Läufer, der durch Überbelastung des Tractus Iliotibialis und des IT-Bandes Knieschmerzen bekommt, da zum einen der Anpressdruck der Patella zu groß und zum anderen die Bewegungsbahn dieser an den Oberschenkel-Kondylen verändert ist.
Natürlich können bzw. müssen wir versuchen die beanspruchte gelenksumgebende Muskulatur so zu trainieren, dass sie den jeweiligen Anforderungen gerecht wird. Da wir dies aber in vielen Fällen (z.B. unser Körper ist physiologisch nicht zum dauerhaften Sitzen gemacht) nicht schaffen werden, müssen wir zwangsweise auf die andere Möglichkeit zurückgreifen.
Wir müssen direkt am Gewebe ansetzen um zu hohe Spannungszustände und Überlastungen zu beheben oder besser noch, zu verhindern. Das kann niemand besser als ein ausgebildeter Therapeut, der feinste Unterschiede fühlen und mit geeigneten Techniken behandeln kann. Für alle die jedoch keinen Therapeuten stets zur Verfügung haben gibt es perfekte Alternativen.
Self-Myofascial-release ist eine Art Bindegewebsmassage zur Reduzierung von Verhärtungen, Verknotungen und Schmerzpunkten in der Muskulatur. Dabei können mit mechanischem Druck auf den Muskelbauch und die Faszie (eine Art Muskelhülle) durch Verklebungen einhergehende Bewegungseinschränkungen wieder gemindert werden. durch das ausmassieren dieser Schmerzpunkte soll der Muskel in seiner Geschmeidigkeit, Elastizität, Länge und somit in seiner Beweglichkeit und Funktionsfähigkeit wieder hergestellt bzw. gehalten werden.
Eine weitere Wirkweise zur Spannungssenkung in der Muskulatur beruht auf zwei Organen, genauer gesagt zwei Rezeptoren. Die sogenannte Muskelspindel, welche die Längenänderung der Muskelfaser, sowie die Geschwindigkeit dieser Änderung misst. Als Reaktion auf eine schnelle und starke Längenänderung erfolgt über einen Eigenreflex eine Kontraktion um das Organ vor einer übermäßigen und unphysiologischen Längenzunahme zu schützen. Das zweite Messinstrument ist das Golgi-Sehnen-Organ und befindet sich im Übergang von Sehne zu Muskel. Es misst die Spannungsänderung und die Geschwindigkeit dieser Änderung.
Hier setzt die Methode des Myofascial release an: Mechanischer Druck auf den Sehnen-Muskelübergang wirkt über einen autogenen Reflex hemmend auf die Aktivität bzw. auf die Sensibilität der Muskelspindeln und verringert somit die muskuläre Reflex-Spannung. Einfacher: ein mechanischer Druck auf den Golgi-Sehnen-Organ senkt die Spannung im Muskel.
Für die Umsetzung werden hierfür Hartschaumrollen und -bälle, Basebälle, Tennisbälle, Golfbälle etc. herangenommen um gezielt Schmerzpunkte im myofascialen Gewebe zu erreichen. Man legt sich mit dem eigenen Körpergewicht auf einen dieser Gegenstände und dosiert den Druck durch abstützen. Je kleiner der Gegenstand desto punktueller kann gearbeitet werden.
Diese Methode ist einfach. Sie ist alleine, eigentlich überall auszuführen. Sie ist als Regenerationsmaßnahme, aber ebenso auch als Vorbereitung auf muskuläre Belastung zu sehen.
Häufig überbeanspruchte Muskelgruppen (besonders bei Läufern)
Piriformis (kleiner, seitlicher Gesäßmuskel)
Tractus Iliotibialis (seitlich am Becken) & Iliotibial Band (seitlich am Oberschenkel)
>> Reduzieren den Anpressdruck der Kniescheibe und sorgen für einen normales Gleitverhalten dieser
Tibialis (am Schienbein) & Soleus (Wade)
>> für volle Funktion und Beweglichkeit im Sprunggelenk
Zur Durchführung:
Jede Muskelgruppe ca 1 min ausrollen
Wenn durch Schmerz die Muskulatur verkrampft, nur rollende Massage
Ansonsten auf dem Schmerzpunkt verharren um den Golgi-Apparat zu stimulieren
Druck halten, bis sich die Spannung zu lösen beginnt
Falls nach einer gewissen Zeit keine Reaktion kommt, aufhören und nicht überreizen
Für die tägliche Durchführung geeignet
Die Effekte im Überblick:
Ausgleich muskulärer Dysbalancen bzgl. des Spannungszustandes
vergrößerte Bewegungsamplituden
weniger Verhärtungen und Gelenkbelastung
neuromuskuläre Überaktivitäten werden gemindert
weniger Kompensationen
Erhalt der normalen, funktionellen Muskellänge
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