Kohlenhydrate machen dick?

„Kohlenhydrate machen dick“, „nach 18 Uhr sollte man nicht mehr essen“ oder auch „Viel trinken! Das macht satt!“. Jeder hat es schon mal gehört. Doch was ist da dran – Wahrheiten oder Mythen?

Vor allem der ersten These wollen wir in diesem Artikel auf den Grund gehen. Klar ist jetzt schon: Extreme sind meist nie die richtige Wahl um gesund abzunehmen. Besonders dann nicht, wenn man etwas aus seiner Ernährung komplett streicht, was man in der Vergangenheit regelmäßig gegessen hat. Nun stellt sich für einen Großteil unserer Bevölkerung eben genau dieses Problem der jahrelangen Gewohnheit einer kohlenhydratreichen Ernährung. Diese Entwöhnung stellt dann ein häufiges Problem bei einer dauerhaften Einhaltung einer „Low-Carb-Diät“ oder zumindest der Einhaltung über einen längeren Zeitraum. 

Dies führt direkt zur nächsten Hürde einer klassischen Diät, nämlich das meistens schon vorweg definierte Ende – außer man ändert komplett sein Ernährungsverhalten. Das heißt am Ende einer solchen Diät „darf“ man wieder Kohlenhydrate essen. Man fühlt sich wieder „frei“ und darf sich  mit gutem Gewissen „belohnen“. Das Belohn-System ist trügerisch und bekannte „JoJo-Effekte“ in Form von Gewichtszunahmen nicht selten.

Was ist nun also dran an der Aussage „Kohlenhydrate machen dick!“ und warum machen sie denn dick?

Mit dieser Fragestellung beschäftigten sich zahlreiche Studien. Zwei davon wollen wir hier genauer vorstellen. Die erste Studie von Stijn Soenen et al. aus dem Jahr 2012 war groß angelegt und erstreckte sich über einen sehr langen Zeitraum und teilte ihre Probanden in vier unterschiedliche Gruppen auf:

  • High Protein Low Carb (HPLC)
  • High Protein Normal Carb (HPNC)
  • Normal Protein High Carb (NPHC)
  • Normal Protein Normal Carb (NPNC)

Alle Probanden erhielten die selbe Kalorienrestriktion. Diese sah folgendermaßen aus:

In den ersten 3 Monaten: 33% der ursprünglichen Kalorienmenge

Nach 3 Monaten bis zum 12 Monat: 67% von der Ursprünglichen Kalorienmenge 

Man folgte in der Studie in den ersten Monaten also einer ziemlich großen Kalorienrestriktion, gefolgt von 9 Monaten die in der Studie auch als „Gewicht-Haltungsphase“ beschrieben wird.

Die Ergebnisse der Studie waren wie folgt:

  1. Körpergewicht und Körperfett konnten in allen Interventionen signifikant reduziert werden
  2. Der Unterschied zwischen High-Protein und Normal-Protein war dabei signifikant
  3. Der Unterschied zwischen Normal-Carb und Low-Carb war es nicht
  4. Die HPNC-Gruppe konnte im Vergleich zu den anderen Gruppen am meisten den diastolischen Blutdruck reduzieren
  5. Das Fett welches die Probanden zu sich nahmen schien keinerlei Auswirkung auf die gemessenen Parameter zu haben

Es lässt sich aus dieser Studie deuten, dass sich der Gewichtsverlust hauptsächlich an der Kalorienrestriktion festmachen lässt. Ob man nun wenig Kohlenhydrate isst oder nicht scheint wenig bis keinerlei Auswirkung zu haben. Jedoch scheint die Proteinzufuhr eine Auswirkung auf den Gewichtsverlust zu haben. Grob kann man schlussfolgern, dass man darauf achten sollte während einer Diät genug Proteine zu sich zu nehmen, da diese anscheinend einen positiven Effekt auf den Gewichtsverlust zu haben scheinen.

Eine andere Studie konnte diese Ergebnisse in eine ähnliche Richtung bestätigen (Vivian L Veum et al. ,2016)

Hier wurden Probanden für 12 Wochen in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine High-Carb-Low-Fat Gruppe und eine Low-Carb-High-Fat-Gruppe. 

Beide Gruppen konnten signifikant ihr Gewicht reduzieren. Es gab jedoch keinen Unterschied zwischen den Gruppen (auch nicht auf Parameter wie das viszerale Fettlevel oder das metabolisches Syndrom). Es zeigt sich also auch hier, dass Kohlenhydrate alleine kein ausschlaggebender Parameter zur Gewichtszunahme oder Gewichtsabnahme sind.

Unser Fazit:  Jeder sollte darauf achten, dass er sich mit seiner Ernährungsform wohl fühlt.  Damit ist wahrscheinlich mehr zu erreichen, als wenn er sich unwohl damit fühlen würde. Trotzdem wollten wir hier aufzeigen, dass es mehrere Möglichkeiten von Diäten und Ernährungsformen gibt die zum Erfolg führen. Wenn man nach diesen Studien auf etwas achten sollte, dann auf die eine ausreichende Proteinzufuhr!