Trainingseffekte von einem Einsteiger mit steilen Kraft- und Leistungszuwächsen lassen sich langfristig nicht beibehalten. Je höher das Leistungsniveau eines Sportlers, desto geringer sind die absoluten Fortschritte und Zuwächse. Man nähert sich quasi anfangs in großen, später in kleinen seinem maximalen physischem Potential oder auch seinem genetischem Limit an. Es soll gleich gesagt sein, dass um nur in die Nähe dieses Limits kommen zu können, jahrelange akribische Arbeit mit unterschiedlichsten Trainingsmethoden notwendig ist.
Dieses Limit lässt sich nicht auf einen einzelnen Aspekt wie Maximalkraft oder absolute Muskelmasse abwenden. Es handelt sich vielmehr um ein Zusammenspiel sich gegenseitig beeinflussender Faktoren, welche den gesamten Körper betreffen.
Heruntergebrochen unterliegt der Stoffwechsel eines Trainierenden ständigen Schwankungen anaboler (aufbauender) und kataboler (abbauender) Prozesse. Während des Trainings kommt es zu einer Störung dieses Gleichgewichts. Gewebsstrukturen und Energievorräte werden geschädigt bzw. aufgebraucht. Eine anschließende Regenerationsphase ist notwendig um Reparatur- und Aufbauprozesse für diese beanspruchten Strukturen zu gewährleisten.
Ein neuer Reiz muss um wirksam zu sein „überschwellig“ sein. Je höher also der Trainingszustand, desto spezifischer der benötigte Reiz für neue anabole Effekte. Andersrum ausgedrückt: Unser Körper würde von alleine nie dieses Leistungsniveau besitzen, wir haben ihn durch gezielte Reize dazu gebracht sein genetisches Normalniveau zu verlassen. Diese liegt deutlich tiefer. Je höher die Differenz zwischen Trainingsniveau und Normalniveau, desto stärker der Drang des Organismus über katabolen Prozessen zurück zum Normalniveau. So erklärt sich die verlangsamte Entwicklung beim gut trainierten Sportler. Wenn der Organismus nicht mehr in der Lage ist mehr aufzubauen als abzubauen ist das genetische Limit erreicht! Allerdings kann durch geplante Trainingssteuerung und sinnvoll angewandte Trainingsmethodik enorm viel Einfluss auf anabole Prozesse genommen werden.
Ein optimaler Trainingsverlauf würde also eine stetige Leistungssteigerung vorsehen. Voraussetzung dazu wäre, dass nach erfolgreicher Regeneration auf einen Trainingsreiz der nächste Trainingsreiz exakt richtig gesetzt wird. Entscheidende Kriterien hierfür sind der Zeitpunkt des neuen Reizes, die Intensität, die Dauer, die Reihenfolge, etc. Erschwerend kommt hinzu, dass sich unser Organismus an einen Stimulus recht schnell gewöhnt (Reizhabituation)und die Anpassungserscheinungen dann schnell abnehmen.
Zudem erfordern unterschiedliche Belastungsreize und -intensitäten auch unterschiedliche Regenerationszeiten, ebenso wie die verschiedenen metabolischen Systeme und auch physiologischen Strukturen jeweils unterschiedlich lange Regeneration benötigen. Hinzu kommen u.a. die Faktoren Ernährung, Schlaf, Stresslevel. Dies verdeutlicht die hohe Anforderung an die Variation der Reizgebung und ihrer jeweiligen Regenerationsphasen.
Und genau hier liegt die wahre Komplexität der Trainingsgestaltung und -periodisierung verborgen. Um Leistungsabfälle und -stagnationen und Ermüdungserscheinungen vorzubeugen, müssen alle diese Faktoren sorgfältig eingeplant werden.
Anhaltende, lineare Leistungsanstiege gibt es nicht! Wir müssen periodisieren. Durch geplante Variation der Größen Intensität, Häufigkeit, Dauer, Umfang und Pause, sowie der dazugehörigen Inhalte und Methoden werden neue aufeinander aufbauende Reize geschaffen. Dazu gehören auch Übergangs- und Regenerationsphasen im Trainingsprozess, welche die Leistung nicht erhöhen, aber die Basis legen, dass es in der Folge wieder zu einem Anstieg kommen kann. Es werden bestimmte Inhalte und/oder Teilziele kombiniert bzw. zeitlich zueinander geplant, damit sie nicht kontraproduktiv sind.
Im Zuge einer Zielsetzung für sein Training muss konkret überlegt werden, wann und vor allem wie man das Ziel erreichen kann. Alles andere als eine konkrete, auch zeitliche Trainingsplanung im Meso- und Mikrozyklus-Bereich mit exakter Protokollierung beinhaltet eine zu große Zufallskomponente. Nur so kann Erfolg erreicht werden.
Die Planung des langjährigen Trainings ist enorm komplex und schwierig. Die Vielzahl an einwirkenden Faktoren verlangen unsere gesamte Aufmerksamkeit und unser gesamtes Wissen. Und trotzdem wird nicht alles planbar sein. Versuchen wir es und lernen aus Erfolgen und auch aus Fehlern!!
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