Ziel der hier zusammengefassten Studie war es, den Einfluss der Rumpfhaltung in der Sagittalebene, also beim beugen und strecken, auf die Energiebilanz der unteren Extremitäten beim Laufen zu untersuchen.
Bereits vor der Studie war bekannt, dass Läufer, die mit der Ferse auf den Boden aufschlagen, höhere Aufprallkräfte und Belastungsraten aufweisen.
Deshalb wird oft vorgeschlagen, zu einem Mittelfuß- oder Vorfußauftritt überzugehen, um das Risiko von Laufverletzungen zu verringern. Diese Änderung des Auftretmusters führt zu einer Verringerung des Kniestreckermoments (also der Kraft die die Oberschenkelvorderseite aufbringen muss) und der Energieabsorption (sozusagen der Belastung auf das Gelenk).
Jedoch führt dieses Auftretmuster gleichzeitig auch zu einer erhöhten Belastung des Fußgelenks, da mehr Kraft durch die Wadenmuskulatur aufgebracht werden muss.
Daher erfordert die Umstellung auf den Vorfuß- oder Mittelfußauftritt eine Eingewöhnungszeit und ist möglicherweise nicht für alle Läufer praktikabel.
Die hier zusammengefasste Studie untersuchte nun ob auch die Rumpfvorneigung beim Laufen einen Einfluss auf die zu erzeugende Kraft und Energieabsorption der unteren Extremitäten hat.
Die Hypothese war, dass Personen, die eine stärker nach vorne geneigte Rumpfhaltung aufweisen, eine geringere Kraftgenerierung der Kniestrecker und eine geringere Energieabsorption im Kniegelenk aufweisen. Zugleich wird jedoch eine höhere Energieabsorption im Hüftgelenk und auch eine höhere Kraftgenerierung der Hüftstrecker angenommen. (Verglichen mit Läufern, die eine relativ geringe Rumpfbeugung aufweisen)
Vierzig gesunde Freizeitläufer liefen mit einer Geschwindigkeit von 12,24 km/h. Die Probanden wurden auf der Grundlage des durchschnittlichen Hüftbeugewinkels in Gruppen mit hoher Flexion (HF) und niedriger Flexion (LF) eingeteilt.
Die mittleren Hüftbeugewinkel der HF- und LF-Gruppen betrugen 10,8° ± 2,2° bzw. 3,6° ± 2,8°. Im Vergleich zur LF-Gruppe wies die HF-Gruppe eine signifikant höhere Energieerzeugung der Hüftstrecker und eine geringere Energieabsorption der Kniestrecker auf. Es gab keinen signifikanten Gruppenunterschied bei der Energieaufnahme oder -erzeugung der Plantarflexoren im Sprunggelenk.
Das Fazit der Forscher:
Die Hüftbeugung hat einen erheblichen Einfluss auf die Hüft- und Knieenergetik beim Laufen. Die Erhöhung der Vorwärtsneigung des Rumpfes während des Laufens kann als Strategie zur Verringerung der Kniebelastung eingesetzt werden, ohne die biomechanischen Anforderungen an die Plantarflexoren (Wadenmuskulatur) im Sprunggelenk zu erhöhen.
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